Interview mit Holger Stenger: „Den Aufstieg haben wir kräftig gefeiert“
Der bekannte Aschaffenburger Holger Stenger ist 53 Jahre alt. Als Sprecher des Vorstands von Viktoria Aschaffenburg hat er Ruhe in den Verein gebracht. Und unter seiner Führung hat die Viktoria in diesem Jahr als Meister der Bayernliga Nord den Aufstieg in die Regionalliga Bayern geschafft. Darüber hinaus kennen wie Holger Stenger seit vielen Jahren als „Joe Schocker“. Wer einmal ein Konzert des Joe Cocker vom Untermain erlebt, wird begeistert sein. Holger Stenger spielt zudem gerne Golf und gibt das Golf Magazin EARLY BIRD heraus. Seit vielen Jahren leitet der selbständige Kaufmann darüber hinaus das Traditionsgeschäft Zigarren Stenger.
Herr Stenger, herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft! Wo liegt der Schlüssel für diesen großartigen Erfolg?
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in allererster Linie in der geschlossenen Mannschaftsleistung. Die Mannschaft hat sich als Team zusammengefunden. Jeder hat das gleiche Ziel, es gibt keine Grabenkämpfe und es herrscht ein harmonischer Umgang miteinander. Es ist immer die Mannschaft und der Trainer. Das Meisterteam ist einfach eine coole Truppe, die auch Spaß miteinander hat. Natürlich gehört auch ein wenig Glück dazu.
Haben Sie den Aufstieg auch kräftig gefeiert?
Ja klar, den Aufstieg haben wir kräftig gefeiert, schon beim entscheidenden Sieg in Haibach auf dem Feld. Danach gab es eine spontane Feier im Klingerhof. Dann wurde in der „Anna“ (Anmerkung der Redaktion: Club in Aschaffenburg) noch kräftig gefeiert. Geendet hat das Ganze dann im Dreimädelhaus.
Warum engagieren Sie sich so stark bei der Viktoria? Wie kamen Sie dazu Vorstand zu werden?
Ich habe schon mal vor ein paar Jahren, als Andi Möller noch Trainer bei der Viktoria war, zusammen mit Stefan Lehmann das Stadionmagazin gemacht. Nach Andi Möllers Zeit waren wir dann auch weg. Vor drei Jahren ist Markus Kamann Präsident geworden, er ist Richter und jetzt für die juristischen Belange des Vereins zuständig. Das war eine hektische Zeit bei der Viktoria. Es gab einen Wechsel in der Vorstandschaft und plötzlich stand der Verein ohne Führung da. Da habe ich mich, zusammen mit anderen, engagiert. Wir versuchen die Viktoria jetzt wieder dahin zu führen, wo sie hingehört. Unser Ziel ist der Klassenerhalt in der Regionalliga. Außerdem bin ich der Viktoria familiär verbunden. Mein Vater war früher Jugendleiter und Schatzmeister im Verein.
Meinen Sie die Viktoria wird auch in der Regionalliga bestehen können? Hat die Viktoria für die nächste Saison eine schlagkräftige Mannschaft?
Es geht in allererster Linie darum, nicht abzusteigen. Wir haben den Großteil der Mannschaft gehalten. Es gibt nur ein paar Abgänge. Zudem konnten wir uns verstärken. Wir haben es aber in dieser Klasse mit sehr vielen zweiten Mannschaften zu tun wie Bayern München oder 1860. Das sind alles Profifußballer. Es wird schwer werden, aber wir hoffen, dass wir mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und der Unterstützung der Aschaffenburger Zuschauer den Klassenerhalt schaffen.
Slobo + Holger
Was ist als Sprecher des Vorstands Ihr Ziel für die kommenden Jahre? Kann in Aschaffenburg, wie früher in den 80er Jahren wieder Profifußball geboten werden?
Mein erstes und wichtigstes Ziel ist es, den Verein wirtschaftlich stabil aufzustellen. Dabei liegt mir auch die Jugend sehr am Herzen. Wir wollen die Viktoria in der Region noch stärker verankern und natürlich erfolgreich Fußballspielen. Die 3. Liga ist eventuell irgendwann einmal möglich. Aber höher glaube ich nicht. Erfolg im Profifußball ist ja vor allem eine Geldfrage.
Wie wollen Sie das Ziel 3. Liga erreichen?
Indem wir die Unternehmen bewegen, sich bei uns zu engagieren. Indem wir eine starke Jugendarbeit fördern. Und vor allem indem wir die Leute bewegen, zu unseren Heimspielen zu kommen. So ist es am Leichtesten, das für hochklassigen Fußball notwendige Geld zu verdienen.
Bleibt Slobodan Komljenovic in den kommenden Jahren Trainer?
Ja, er bleibt Trainer, wir sind sehr froh, dass wir Slobo haben. Er trägt unsere Philosophie mit und ist ein Ruhepol für die Mannschaft. Er ist ein hervorragender Trainer und einfach ein netter Kerl. Außerdem hat er selbst aktiv gespielt. Für die Eintracht hat er 280 Spiele gemacht.
Nun zu ihrer nächsten Passion, der Musik. Seit wann sind Sie Joe Schocker?
Ich bin seit knapp 25 Jahren Joe Schocker. Vorher habe ich ganz andere Musikrichtungen gemacht.
Und wann haben Sie gemerkt, dass sie die gleiche Stimme wie Joe Cocker haben?
Ich habe bei einer Party gespielt. Da haben viele gesagt, dass meine Stimme wie die von Joe Cocker klingt. Ich wollte aber nie imitieren. Ich mache ja auch noch andere Musik. Musik macht allgemein Spaß. Wenn ich Musik mache, bin ich in meiner eigenen Welt. Der Augenblick des Auftritts ist eigentlich eher eine Erholung für mich. Wir haben damals den Support für Whitney Houston und Elton John gemacht.
Joe Schocker alias Holger Stenger
Was fasziniert sie an Joe Cocker bzw. hat Sie fasziniert?
Mich fasziniert die Kraft, mit der er seine Musik rübergebracht hat. Und das intensive Leben. Aber er ist nicht mein Vorbild. Ich habe eigentlich keine Vorbilder. Ich finde, jeder muss seinen eigenen Weg machen.
Wie viele Auftritte haben Sie im Jahr?
Wir haben so ca. 60 Auftritte im Jahr. Die vor allem im Rhein-Main-Gebiet.
Was steht noch an? Welche Pläne haben Sie mit Ihrer Band?
Es kommt, was kommt. Spaß haben ist der wichtigste Plan.
Sie sind ja außerdem noch Inhaber der Firma Zigarren Stenger. Wie bekommen Sie alle Aktivitäten unter einen Hut?
Das frage ich mich auch jeden Morgen. Ich bin am Ende meiner Belastbarkeit angelangt. Ich genieße die Zeit, in der ich auch mal alleine bin, und versuche mir mit meiner Lebensgefährtin Freiräume zu schaffen. Ich gehe gerne mit den Hunden spazieren. Oder alleine ein Bier trinken. Ich mache ja auch noch das Golfmagazin EARLY BIRD und bin Vorstand im Golf-Club. Außerdem spiele ich selbst gerne Golf, das ist Entspannung für mich.
Was beansprucht die meiste Zeit?
Im Moment sicher die Viktoria. Der Rest teilt sich dann so auf. Die Viktoria allein ist eigentlich schon ein Fulltime-Job. Zum Glück hält meine Lebensgefährtin mir den Rücken frei.
Was macht mehr Spaß, feiern mit der Viktoria nach einem erfolgreichen Spiel oder feiern mit der Band nach einem tollen Konzert?
Das kann man nicht vergleichen. Bei einem Konzert ist der schönste Moment, wenn das Publikum Zugabe schreit Es war aber auch ein geiler Moment als die Mannschaft mir den Pokal in die Hand gedrückt hat. Ich versuche eigentlich immer den Moment zu genießen. Ich lebe eher nach vorne als nach hinten.
Lieber Herr Stenger, vielen Dank für das interessante Gespräch.Interview: Christiane Schmidt-Rüppel // Foto 1+3: (C) Holger Stenger // Foto 2: (C) Viktoria Aschaffenburg
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