Special 1. Weltkrieg - „Im Westen nichts Neues“ - Der Roman über die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert
100 Jahre sind eine lange Zeit. So lange, dass es keine Opas oder Omas beziehungsweise Uropas oder Uromas mehr gibt, die uns über den 1. Weltkrieg, der Ende Juli 1914 begann und im November 1918 endete, berichten können. Der letzte Kriegsveteran, der als Soldat an diesem schrecklichen Krieg mit rund 17 Millionen Toten teilgenommen hatte, starb übrigens erst vor wenigen Jahren im Mai 2011. Dieser Hintergrund macht den Roman über den 1. Weltkrieg, „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque so wertvoll. Der Autor dieser Buchbesprechung hat das Werk erst vor kurzem noch einmal neu gelesen. Das sehr anschaulich, mitunter gar plastisch geschriebene Buch über die Gräuel des 1. Weltkriegs ist heute – gerade auch für junge Menschen – noch oder gar wieder lesenswert. Wer dieses Buch liest, ist froh, in Friedenszeiten zu leben. „Im Westen nichts Neues“ ist 1929 erschienen.
Bereits 18 Monate nach seinem Erscheinen waren eine Million Bücher verkauft. Inzwischen wurde das Werk in 55 Sprachen übersetzt und mehr als 20 Millionen Mal verkauft. Das Buch beleuchtet nicht, wie es zum 1. Weltkrieg, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ kam, die schließlich Faschismus, Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg nach sich zog. Vielmehr stellt der Roman ungeschminkt die Erlebnisse des jungen Kriegsfreiwilligen Paul Bäumer in den Grabenkämpfen an der deutschen Westfront dar. Als Einleitung des Buches steht: „Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – selbst wenn sie seinen Granaten entkam.“ Remarque berichtet also über die Erlebnisse einer verlorenen Generation, die praktisch für Kaiser, Volk und Vaterland von der Schulbank in den Krieg zog. Dort blickten die jungen Soldaten dem Tod direkt ins Auge und es ging um das nackte Überleben sowie um die Befriedigung einfacher Bedürfnisse wie Essen oder einem ungestörten Verrichten des großen „Geschäfts“. Um zu Überleben, fand im Schützengraben eine Verrohung des Menschen statt und selbst die guten Stiefel des im Lazarett liegenden dem Tode nahen Kameraden werden zu einem begehrenswerten Gut.
Der Autor, Erich Maria Remarque, musste selbst im Juni 1917 als Soldat an die Westfront. Bereits im Juli 1917 wurde er laut Wikipedia durch mehrere Granatsplitter und einen Halsschuss schwer verwundet. Das Buch beruht aber nicht allein auf dem eigenen Erleben des Autors, vielmehr hat Remarque die Front- Erlebnisse mehrerer Soldaten, die er u.a. im Lazarett getroffen hatte, in seinem Werk verarbeitet. Insofern ist ihm eine in jeder Hinsicht ernüchternde Darstellung, was ein einzelner Soldat an der Front erlebt hat, gelungen. Aufgrund der „Berichterstattung“ über den grausamen Überlebenskampf im Schützengraben gilt „Im Westen nichts Neues“ als Antikriegsbuch – und wurde auch 1933 von den Nationalsozialisten verboten und während der Bücherverbrennung verbrannt. Zum Glück konnte Remarque, der von 1898 bis 1970 lebte, direkt nach Hitlers Machtergreifung den Nazis entkommen. Zu seinem Buch merkte Remarque 1963 an: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hineingehen müssen…“ (wrü) // Foto: © kiwi-verlag.de
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