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Das Kloster Seligenstadt mit seinen Gartenanlagen und der alten Wassermühle

Die Klosteranlage der im hessischen Landkreis Offenbach gelegenen Gemeinde Seligenstadt war ein wichtiger regionaler Standort für den Glaubensorden der Benediktiner. Ausgehend vom Beginn des 9. Jahrhunderts war der Ort in unmittelbarer Nähe zum Flusslauf des Mains ein Hort der christlichen Kirchenlehre. Hier prägten sich wesentliche kulturhistorische Begebenheiten und festigte sich der Einfluss der Karolinger. Der fränkische Biograf von Karl dem Großen und erste Abt des Klosters legte einst den Grundstein für den Ort im Grenzgebiet zu Bayern, der deshalb heute den Beinamen „Einhardstadt“ trägt. Als Zeugnisse dieser Epoche sind in der Gegenwart das Kloster mit Hof und Klostergarten sowie die Klostermühle beliebte Besichtigungsziele.

Museumskloster ehemalige Benediktinerabtei

Die Klosteranlage Seligenstadt gehört zu den beinahe komplett erhaltenen Bauwerken ihrer Art im Land Hessen. Ihr Ursprung reicht zurück bis in das Jahr 828, in dem der Karolinger Gelehrte und Biograf des fränkischen Königs Karl des Großen, Einhard, die Abtei begründete und auch deren ersten Vorsitz übernahm. Zuvor hatte Einhard bereits die damals so bezeichnete und aus römischen Wurzeln entstandene Siedlung Mulinheim, später auch Obermühlheim, von Kaiser Karls Thronfolger Ludwig per Schenkung überschrieben bekommen. Auf einer Pilgerfahrt nach Rom gelang es Einhard einige Reliquien der in Frühzeiten des Christentums verehrten Märtyrer Petrus und Marcellinus erwerben, die zunächst in der Basilika von Steinbach im Odenwald untergebracht wurden, bevor diese etwas später nach Seligenstadt gelangten.

Gerade aus der Anfangszeit sind viele historische Spuren im Lauf der nachfolgenden Jahrhunderte verwischt worden. Heute gehen Experten davon aus, dass Einhards Pilgerstätte und kirchliches Stift vermutlich um die erste Jahrtausendwende zu einem Kloster des Benediktinerordens umgewandelt wurde. Bis zum Jahr 1002 unterstand das Kloster Seligenstadt keiner höheren Herrschaftsgewalt, bevor es vom ostfränkischen König Heinrich dem Zweiten an den Würzburger Bischof Heinrich von Rothenburg übertragen wurde. Zur Mitte des neuen Jahrtausends erhielt das Kloster weitgehende Eigenverwaltungsrechte, darunter auch das Münz- und Zollrecht sowie die Genehmigung zum Betreiben des Markthandels. Ein wichtiger Schritt für das wirtschaftliche Wachstum und den Erwerb größerer Liegenschaften in der Region. Die Führung erhielt fortan der Erzbischof von Mainz, in dessen Verwaltungsbereich die Klosteranlage bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fiel.

Späte Blüte gegen Ende des 17. Jahrhunderts

Das Mittelalter war auch für das Benediktinerkloster eine Epoche, die geprägt war vom täglichen Überlebenskampf. Die wirtschaftliche starke Stellung war zwar gefestigt, doch ergaben sich immer wieder Dauerkonflikte über territoriale Nutzungs- und Jagdrechte. Das Kloster musste viele Abgaben zur Errichtung der städtischen Befestigungsanlagen leisten und es ereigneten sich etliche kriegerische Auseinandersetzungen, die auch in der Reformationszeit mit dem Bauernkrieg oder dem nachfolgenden Dreißigjährigen Krieg nicht abebbten. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erlebte auch das Kloster Seligenstadt ein erneutes Aufblühen. Die gesamte Anlage mit seinen herrlich anmutenden barocken Formen wurde neu ausgestaltet und zu großen Teilen in das bis heute bekannte prächtige architektonische Erscheinungsbild versetzt.

Zu den neu errichteten Gebäudekomplexen gehörte der Konventbau mit den Zellen für die Mönche und dem Kapitelsaal. Neben den Verwaltungsräumlichkeiten entstand auch ein neuer Wohnbereich für den Abt. Während der Neuzeit und nach zahlreichen Kriegen, Besetzungen und Zerstörungen fiel das bis heute älteste Gebäude des Klosters, die ehemalige Abteikirche St. Marcellinus und Petrus im Jahr 1812 in den Besitz der römisch-katholischen Pfarreibehörde. Nach der Auflösung des Benediktinerklosters wurde das Land Hessen neuer Besitzer der Anlage und einige Gebäudekomplexe wurden später als Amtsstuben genutzt. Heute kümmert sich die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen um die Liegenschaften, die seit den 1980er-Jahren immer wieder restauriert werden.

Die Klosteranlagen sind dabei weitläufig und gehören zum Seligenstädter Erscheinungsbild. Die wunderbaren Gärten und der barocke Pfortenweg zum Klosterhof mit der zentral ausgerichteten, von Engeln umgebenen Marienstatue ist eine der Anlaufstellen für Besucher. Die museale Besichtigungsrunde lässt viele Blicke auf die ursprüngliche bauliche Struktur des Klosters zu. Die Prälatur zeigt viele barocke Wandelemente und Deckenfresken. Kaisersaal, Bibliothek und das Sommerrefektorium mit Arbeiten des italienischen Barockmalers Giovanni Marchini sind neben der Ausstellung zur Klostergeschichte weitere Höhepunkte der kulturhistorischen Reise. Hierbei lohnt vor allem auch ein Blick auf die Neben- und Wirtschaftsgebäude, wie beispielsweise die alte Klostermühle. Die Wassermühltechnik aus dem Jahr 1574 wurde Anfang der 90er-Jahre wieder betriebsfähig gemacht und enthält heute auch ein Backhaus mit fränkischem Steinofen. Das gesamte Gelände mit seinen unvergesslichen Einblicken in vergangene Zeiten und klösterliche Lebensbereiche, den Museumsausstellungen sowie den Gärten dient heute auch als beliebter Veranstaltungsort.


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