Luftsportverein Seligenstadt-Zellhausen e. V.: Hier wird der Traum vom Fliegen Wirklichkeit
In die Luft gehen – das ist die Leidenschaft der Mitglieder des Luftsportvereins Seligenstadt-Zellhausen e.V. (LSV). Denn der Verein lebt für die Segel- und Motorfliegerei – und das seit über 70 Jahren.
Flugplatz von oben
Denn angefangen hat alles, als das private Fliegen in Deutschland noch gar nicht wieder erlaubt war. Am 13. April 1951 trafen sich einige Flugenthusiasten in Seligenstadt, um über die sich abzeichnenden, neuen Möglichkeiten zu sprechen: Nachdem das seit Kriegsende 1945 geltende Flugverbot aufgehoben wurde, wollten die „Urväter“ des Vereins ihrem Hobby nachgehen können – und gründeten schließlich am 25. Juli 1951 den heutigen Verein.
Doch zunächst mussten alle Beteiligten am Boden bleiben. Mangelnde Ausrüstung, knappe finanzielle Mittel und das Fehlen eines Fluggeländes bestimmten die ersten fluglosen Jahre des Vereins, bevor dann 1957 – immerhin sechs Jahre nach der Gründung - auch endlich der Flugbetrieb aufgenommen werden konnte: Auf den grünen Wiesen zwischen Zellhausen und Seligenstadt fand der Luftsportverein schließlich seine Heimat, der er bis heute treu geblieben ist.
Ein aktiver Verein
Heute, gut 70 Jahre später, zählt der engagierte und höchst aktive Verein gut 170 Mitglieder, die gemeinsam ihrer Passion in luftiger Höhe nachgehen: der Segel- und Motorfliegerei. Dafür steht dem Verein ein ebenso stattlicher wie moderner Flugzeugpark zur Verfügung. Insgesamt sieben Segelflugzeuge, ein Reisemotorsegler, ein Motorflugzeug sowie eine Ultraleicht-Maschine gehören zum Inventar und gehen regelmäßig in die Luft. Während die Segelflieger vor allem von Aufwind und Wetter abhängig sind, genießen die Motorflieger hier deutlich mehr Freiheiten – doch ob mit oder ohne Motor, eines ist immer gleich: Das Vereinsleben ist deutlich mehr als die reine Flugzeit in der Luft.
Ein typischer Tag rund um das Fliegen
Und so startet der Betrieb auf dem Flugplatz – meist am Wochenende oder Feiertagen in den Monaten von April bis Oktober- bereits um 9.30 Uhr. Bevor irgendein Flugzeug den Boden verlassen kann, werden die Maschinen gründlich geprüft, denn ganz klar: Sicherheit geht vor. Währenddessen bereitet der sogenannte Windenfahrer, der dann im Laufe des Tages die Segelflieger per Startwinde in die Luft zieht, die Gerätschaft für den Einsatz vor.
Sind dann alle Vorbereitungen für den Flugtag abgeschlossen, lädt der Flugleiter noch zu einem gemeinsamen Briefing für alle Piloten, bevor es dann hoch hinaus geht.
Per Startwinde werden die Segelflieger auf über 450 Metern Höhe ausgeklinkt und drehen dann ihre Runden in den verschiedenen Flugzeugen – fast geräuschlos und ohne Motor. Und während die Flieger in der Luft sind, bereitet die Mannschaft am Boden alles für Landungen und die nächsten Starts vor. Die Seile der Startwinde werden mit einem PKW, dem sogenannten „Kübel“, wieder ausgezogen, während ein kleiner Traktor die gelandeten Segelflieger aus der Bahn zieht.
Die Motorflieger starten mit ihren Maschinen merklich unabhängiger und brauchen auch weniger Unterstützung, fungieren aber ihrerseits ab und zu als „Starthelfer“ für die befreundeten Segelflieger. Mit der Anfang 2019 angeschafften DR400/180 Regent von Robin Aircraft schleppen die Piloten die Segelflugzeuge in den Himmel – und das dann gerne auch auf mehr als 450 Meter Höhe.
Doch auch der Himmel hat seine Grenzen, zumindest im Luftsportverein Seligenstadt-Zellhausen. Durch die Nähe zum großen Frankfurter Flughafen ist die Flughöhe auf maximal 940 Meter über Grund beschränkt, um den großen Jets nicht in die Quere zu kommen.
Gruppenbild FL Leiberthingen
Am Abend, wenn alle Flieger wieder wohlbehalten am Boden sind, wartet indes auf alle das gleiche Ritual: die Flugzeuge werden gewaschen, gegebenenfalls abgebaut und in der Halle verstaut, bevor der Tag mit geselligem Beisammensein – gerne am Grill – sein Ende findet.
Aufwind für die Jugend
Unter den Fliegern, die dort regelmäßig emporsteigen, sind auch jede Menge junge Menschen, der LSV legt seinen Fokus klar auf eine intensive Jugendarbeit. Denn Segelfliegen ist bereits ab 14 Jahren möglich, Motorflüge ab dem 16. Lebensjahr. Und so lernen im Verein über zwanzig Flugschüler Theorie und Praxis von Grund auf kennen und packen mit an, beispielsweise am Steuer des PKW, denn auf dem privaten Gelände des Flugplatzes können so schon 14-Jährige erste Fahrpraxis sammeln – ganze ohne Risiko und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Ganze neun Fächer und Prüfungen umfasst der theoretische Teil der Ausbildung, und auch ein Flugfunksprechzeugnis legen die Nachwuchspiloten im Verein ab. Denn die Fliegerei, da ist man sich im Verein sicher, fördert die charakterliche Entwicklung und das Verantwortungsgefühl junger Menschen.
Und auch das Miteinander kommt nicht zu kurz: Ob beim jährlichen Fliegerlager auf anderen Flugplätzen, gemeinsamen Aktivitäten wie Kartfahren oder Städtereisen – der Verein ist auch außerhalb des Cockpits gerne zusammen unterwegs. Und das mit Erfolg: 2020 belegten die jungen Piloten des Vereins beim Jugendvergleichsfliegen die Plätze eins und drei.
Großartige Erlebnisse und Corona
Einer der Höhepunkte im Kalenderjahr des Luftsportvereins Seligenstadt-Zellhausen e.V. ist das „Open Airport“-Event. Jedes Jahr an Fronleichnam öffnet der Flugplatz seine Tore für Besucher und weckt so die Faszination für die Segel- und Motorfliegerei bei den Gästen. Ein buntes Rahmenprogramm mit Bewirtung und Gewinnspielen, aber natürlich auch Rundflügen und allerlei Wissenswertem rund um den Flugbetrieb bringen den Interessierten das Treiben näher. Und in manchen Jahren landen echte Oldtimer auf dem Flugplatz und geben so einen besonderen Einblick in die Historie der Fliegerei.
2020 und 2021 fiel das beliebte Event den Auswirkungen und Beschränkungen der Corona-Pandemie zum Opfer – was besonders im Jubiläumsjahr 2021 schmerzt. Gleichwohl kann das Vereinsleben trotz der pandemiebedingten Einschränkungen einigermaßen routiniert stattfinden. Begrenzte Gruppengrößen, das Tragen von Masken in Doppelsitzern, Abstand und der Ausfall von Events wie Wettbewerben: Der Verein blickt trotz der Bedingungen zufrieden auf das vergangene Jahr 2020, freut sich aber gleichzeitig, wenn der „Normalbetrieb“ wieder hergestellt werden kann in Zukunft.
Das Beste zum Schluss: nicht nur den Mitgliedern des Luftsportvereins ist das Abheben vorbehalten, auch Interessierte können zu Rundflügen im Segel- oder Motorflugzeug aufbrechen. Und auch als Präsent macht sich der „Blick von oben“ und Erlebnis „Fliegen“ ganz wunderbar.
Informationen:
Gründungsjahr: 1951Zahl der Mitglieder: ca. 170
1. Vorstand: Dennis Gill
2. Vorstand: Nadine Schommartz
Flugsparten: Segelflug, Motorsegler, Ultraleicht, Motorflug
Adresse: Käthchen-Paulus-Straße 8, 63533 Mainhausen
Telefon: 06182-21562
E-Mail: info(at)lsv-zellhausen.de
Website: www.lsv-zellhausen.de
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