Das Schloss Mespelbrunn - das romantische Wasserschloss im abgelegenen Elsava-Tal im Spessart
Das Schloss Mespelbrunn ist seit über 600 Jahren im Familienbesitz. Das romantische Wasserschloss befindet sich im abgelegenen Elsava-Tal im Spessart. Berühmt wurde das Schloss im Jahr 1958 durch den Kinofilm „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle. Von 1977 bis 2002 war Schloss Mespelbrunn das Motiv für eine 70-Pfennig-Briefmarke. Heute zählt es bis zu 100.000 Besucher jährlich.
Am Anfang stand eine Schenkung
Am 1. Mail 1412 übereignete der Kurfürst und Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau die Hofstätte „am Espelborn“ an seinen Forstmeister Hamann Echter. Der Legende nach war der Grund für die Schenkung, die Lebensrettung des Kurfürsten durch den Forstmeister. Während einer Jagd drohte der Erzbischof zu verdursten. Ob an der Hofstätte schon eine Burg stand, ist nicht bekannt. Hamann baute jedenfalls ein Haus an den Weiher und sein Sohn Hamann II. baute es in den Jahren 1427-1434 zu einer Burg aus. Hamann I. wurde so zum Stammvater des Geschlechtes Echter von und zu Mespelbrunn und das von ihm begründete Schloss zum Stammsitz der Familie.
Der Name des Schlosses
Der Namensbestandteil „brunn“ geht auf das mittelhochdeutsche Wort „burn“ zurück, was Quelle bedeutet. Hier ist die Quelle des Krebsbaches gemeint, der nach vier Kilometern in den Main mündet. Die Quelle war vermutlich von Espen oder Mispeln umstanden. Das mittelhochdeutsche Wort dafür ist „espin“. Die „espenumstandene Quelle“ hieß also „Espinburn“ und dieser Name ging auf das Schloss über:
- Espilburn (1359)
- Espelborn (1412)
- Meßpelbron (1435)
- Mespelborn (1510)
- Mespelbrun (1561)
- Mespelbrunn (1601)
Zur Familiengeschichte
Die Familie Echter stammt vermutlich aus dem Odenwald und ist schon seit dem 13. Jahrhundert im Spessart bekannt. Sie war ein ministeriales Adelsgeschlecht und stand unter anderem im Dienst der Erzbischöfe in Mainz. Die Familienmitglieder blieben über Jahrhunderte „höhere Beamte“ von Kurmainz, wurden dabei aber sehr wohlhabend. Die Familie war Mitglied des Ritterkantons Odenwald und damit des fränkischen Ritterkreises. Der Ritterkanton war eine Gemeinschaft von ritterlichen Adelsfamilien im Odenwald mit Sitz in Kochendorf, dem heutigen Bad Friedrichshall.
Im Jahr 1435 wurde das von Wassergräben umgebene Schloss Mespelbrunn das erste Mal urkundlich erwähnt. Mittlerweile war der Sohn Hamann II. Echter das Familienoberhaupt. Strategisch gesehen war die Lage der ehemaligen Hofstätte eher unbedeutend. Etwa drei Kilometer entfernt kreuzten sich zwei Fernhandelswege. Die ost-westlich orientierte Poststraße und der nord-südlich ausgerichtete sogenannte Eselsweg, auf dem mit Eselskarawanen vor allem Salz zur Einschiffung nach Miltenberg gebracht wurde. Auf dem Rückweg transportierten die Esel vermutlich Wein.
Zur Architektur des Schlosses
Wann das Feste Haus, der Wehrturm (der sogenannte Bergfried) mit dem Hocheingang gebaut wurde, ist unklar. Die sogenannten Festen Häuser waren architektonische Bestandteile von Burganlagen. Es waren freistehende Gebäude mit bis zu drei Geschossen, die den Kern einer Anlage bildeten. Sie waren zumeist in Steinbauweise errichtet und zeigten einen wehrhaften Charakter mit nur kleinen Fensteröffnungen oder lediglich Lichtschlitzen im Erdgeschoss. Der Baubeginn von Schloss Mespelbrunn liegt vermutlich zwischen 1419 und 1427.
Die nahe gelegene Wallfahrtskirche Hessenthal wurde als Grablege des Familiengeschlechts Echter von Mespelbrunn im Jahr 1439 errichtet. Hier befindet sich die Familiengrabstätte mit dem Epitaph für Peter III. Echter und seiner Frau Gertraud von Adelsheim. Es wurde im Jahr 1582 von Dietrich Echter, ihrem fünften Sohn, bei dem Bildhauer Erhard Barg aus Schwäbisch Hall für sich und seine Familie in Auftrag gegeben. Eine weitere Sehenswürdigkeit der Hessenthaler Wallfahrtskirche ist die „Beweinung Christi“, ein Frühwerk Tilman Riemenschneiders.
Wichtige Baumaßnahmen und Umbauten des Schlosses
Es war Peter III. Echter, der Schloss Mespelbrunn zu dem Wasserschloss umbauen ließ, wie wir es heute kennen. Von 1551 bis 1569 wurde aus der kleinen Wehranlage ein Renaissance-Schloss, das heute Besucher aus aller Welt anzieht. Peter III. studierte in Italien und Frankreich und heiratete 1542 Gertraud von Adelsheim. Danach trat er als Rat in den Dienst des Erzbischofs in Mainz. Die Ehe brachte zehn Kinder hervor. Der erste Sohn Adolf wurde als Nachfolger seines Vaters der Schlossherr von Mespelbrunn. Der zweite Sohn Julius wurde Fürstbischof von Würzburg und gründete in dieser Funktion nicht nur das Juliusspital im Jahr 1576, sondern 1583 auch die Universität in Würzburg.
In der ersten Umbauphase des Schlosses entstanden unter Peter III. bis zum Jahr 1569 der Ostflügel, der vermutlich ursprünglich eingeschossig war, der östliche Teil des Südflügels und der zweigeschossige Nordflügel mit dem kleinen Kapellenturm. Sein Sohn Adolf brachte die Baumaßnahmen bis Mitte der 1590er-Jahre zu Ende. Er erbaute im Jahr 1581 den Westteil des Südflügels, ab dem Jahr 1584 den Westflügel und stockte parallel den Wehrturm auf.
Das Schloss wechselt den Besitzer
Im Jahr 1636 starb der letzte männliche Nachkomme der Familie Echter. Damit erlosch die Nachfahrenlinie. Im Jahr 1658 heiratete dann die letzte Echterin, Freiin Maria Ottilia Echterin von und zu Mespelbrunn Philipp Ludwig von Ingelheim. Das Freiherrengeschlecht von Ingelheim wurde später in den Grafenstand erhoben. Mit der Heirat ging das Wasserschloss in den Besitz der Familie von Ingelheim über, die sich von nun an „von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn“ nannte. Das Schloss ist noch heute in deren Besitz.
Anfang des 18. Jahrhunderts war der Westflügel teilweise eingestürzt. Franz Adolf Dietrich, Sohn von Maria Ottilia und Philipp Ludwig, ließ das Schloss in den Jahren 1713 bis 1717 restaurieren. Der Westflügel wurde neu errichtet und die Innenausstattung wurde erneuert. Vermutlich um das Jahr 1840 herum wurde der Westflügel aber abgerissen, um die Anlage im Westen offen zu machen. Der enge Innenhof wurde dadurch zum Teich hin geöffnet, ganz im Sinne der Romantik. Die Anlage verlor dadurch ihre Geschlossenheit und das wehrhafte Aussehen, gewann aber sein märchenhaftes Erscheinungsbild. 1851 ist der westliche Teil des Nordflügels eingestürzt, der aber zeitnah wieder aufgebaut wurde. Graf Philipp Rudolf von Ingelheim ließ das Schloss im Jahr 1904 restaurieren, modernisieren und die Räume im Stil des Historismus neu ausstatten.
Schloss Mespelbrunn heute
Das Schloss wurde zwar immer wieder instandgesetzt, wurde dabei aber wenig verändert. Im Jahr 2006 starb Albrecht Graf von Ingelheim, woraufhin das Schloss in das Eigentum seiner ältesten Tochter Marie Antoinette Gräfin von Ingelheim genannt Echterin von und zu Mespelbrunn überging. Die Familie wohnt im Südflügel des Schlosses. Der Nordflügel ist schon seit den 1920er-Jahren teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Familie bemüht sich, das Schloss als Denkmal zu erhalten und es zugleich für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Schloss Mespelbrunn ist ein Sinnbild für die „Spessart-Romantik“. Das idyllisch gelegene Wasserschloss liegt so weit abseits, dass es von allen Kriegen verschont wurde. Es zählt zu den romantischsten Sehenswürdigkeiten in Deutschland.
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