Das Schloss Schönbusch - eintauchen in eine Welt aus Kunst und Natur
Vielleicht überlegen auch Sie oft, wie Sie Ihre Freizeit verbringen können oder wohin Sie der nächste Urlaub führen soll. Dafür sei Ihnen das Schloss Schönbusch ans Herzen gelegt. Der ganz in der Nähe Aschaffenburgs gelegene frühere Herrschersitz hat sich über die letzten zweieinhalb Jahrhunderte zu einem naturverbundenen Ausflugsziel entwickelt, das sich an die gesamte Familie richtet.
Lutz Hartmann (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schönbusch21_Schloss.JPG), „Schönbusch21 Schloss“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode
Das Schloss Schönbusch mit seiner Parkanlage
Idyllisch im Grünen gelegen finden Sie das Schloss Schönbusch, das an einen künstlichen See angrenzt und das als Sommerresidenz bayerischer Könige und Kurfürsten sowie ihrer Gäste dienen sollte. Das im Stile des Klassizismus erbaute Gebäude strahlt aber weniger den Prunk und die Machtfülle eines Herrschersitzes aus. Vielmehr gliedert es sich nahtlos in das natürliche Ambiente des Parks ein, wirkt dabei ein wenig verträumt und hinterlässt vor allem bei gedämpftem Licht am Morgen und am Abend einen malerischen Eindruck. Die Innenräume, ganz im Stil von Louis XVI eingerichtet, präsentieren sich mit einem reichen Dekor: Schnitzereien und Verzierungen in Holz, Stein, Glas und Gold lassen sich in jedem Raum bewundern.
Das Gebäude wurde als Rückzugsort des Adels genutzt, der es vorwiegend während der Sommermonate bewohnte. Die Lage des Schlösschens war gut gewählt, immerhin ließ sich von hier aus der Nilkheimer Wald erreichen. Ein Forst, der zur damaligen Zeit für seine stattlichen Tiere bekannt war – und der somit ideale Voraussetzungen für eine Jagd bot. Doch alleine dabei blieb es nicht. Ab den 1770er Jahren entstand die Idee, das gesamte Gelände deutlich zu erweitern, es schöner zu gestalten, es mit mehreren funktionalen Gebäuden zu versehen und es als zusammenhängende Anlage zu planen. Natürlich durfte dabei ein großer Garten nicht fehlen. Doch genau dieses Vorhaben sorgte zunächst für Hindernisse – immerhin war ein Park nach englischem Vorbild gewünscht.
Mit dem Park wurde Neuland betreten
Aus der Landschaftsgestaltung ist der englische Gartenstil heute kaum noch wegzudenken. Er weicht von der strengen Gliederung ab, wie sie etwa der barocke Park in Versailles aufweist. Stattdessen wird ein Aufbau bevorzugt, der sich an der unberührten Natur orientiert: Verschlungene Wege, ein dichter Bewuchs mit Pflanzen und Bäumen sowie die Schaffung großer Freiflächen, die zum Sitzen und Verweilen einladen, kennzeichnen dieses architektonische Element. Heute ist darin gewiss keine Seltenheit mehr zu sehen. Als Kurfürst Friedrich Karl Josef von Erthal im Jahre 1775 aber einen solchen Garten an seinem Sommersitz errichten lassen wollte, schlug er eine für damalige Zeiten durchaus neue Richtung ein – für die erst einmal kompetente Bauherren benötigt wurden.
Die ersten Planungen gediehen nicht sehr weit. Denn von Erthal wünschte sich nicht alleine den englischen Garten. Vielmehr sollte dieser auch ein wenig chinesisch inspiriert sein. Ein Vorhaben, das scheiterte. Erst durch die Mithilfe Friedrich Ludwig Sckells, der sich am bayerischen Hof als Gartengestalter und Stadtplaner einen Namen erworben hatte, wurde der Park ab dem Jahr 1783 nach englischem Vorbild aufgebaut. Noch eine weitere Abweichung von vielen anderen Gartenanlagen der damaligen Epoche wurde angestrebt: Die rund um das Schloss Schönbusch gelegenen Wälder, die einst den Königen zur Jagd dienten, wurden mitsamt den neuen Grünflächen auch für die Bevölkerung geöffnet. Der Zutritt war somit nicht mehr länger einigen Auserwählten vorbehalten, sondern er stand jedermann offen.
Lutz Hartmann (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schönbusch10_Rote_Brücke.JPG), „Schönbusch10 Rote Brücke“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode
Noch immer ein beliebtes Ausflugsziel
Natürlich ließen sich die Menschen im späten 18. Jahrhundert nicht lange bitten, den Park zu besuchen – und jene Strecke zu durchwandern, die mit geringen Veränderungen auch heute noch besteht. Etwa vier Kilometer lang ist der Rundweg, der durch den ältesten englischen Garten führt, den Deutschland aufweist. Ein bequemer Spaziergang für die ganze Familie also, der binnen einer Stunde ohne jedwede Anstrengung durchgeführt werden kann. Übrigens bietet das Gelände genug Abwechslung. Immerhin haben die Gestalter hier sogar einen Irrgarten implementiert, der Ihnen einiges Mitdenken und Ausprobieren abverlangen wird. Weiter geht es über mehrere historische Brücken, die vor rund 250 Jahren in Betrieb genommen wurden und die noch immer für weite Sicht auf das Umland sorgen.
Neben solchen architektonischen Besonderheiten und den Schönheiten der Natur sind es im Park vor allem die Gebäude, die einen Besuch wert sind. Am bekanntesten ist hier sicherlich das Schloss selbst, das heute vornehmlich als Bühne für die Vorführung von Kleidern und Kostümen dient, die dem ausgehenden 18. Jahrhundert nachempfunden sind – auch klassische Konzerte werden hier gespielt. Ebenso darf das Philosophenhaus betreten werden, das dem Kurfürsten und seinen zumeist männlichen Gästen als Treffpunkt für angeregte Gespräche gedient haben soll. Der Rundgang durch den Park ist zudem stets von Wasser begleitet: Ob ein Springbrunnen, ein kleiner Bachlauf oder ein See – überall ist ein wenig Abkühlung möglich.
Für das leibliche Wohl ist gesorgt
Start- und Zielpunkt des Rundweges bildet das einstige Wirtschaftsgebäude des Kurfürsten. Hier befindet sich heute ein Biergarten, in dem Sie neben unterschiedlichen Getränken viele regionale Speisen bestellen können. Nicht weit von dort finden Sie eine kleine Anlage von Hütten, die an Unterkünfte von Waldarbeitern und Landwirten erinnern. Allerdings waren diese nie bewohnt. Die Häuser sind ein zusätzliches Element der Parkgestaltung und sollen die Naturverbundenheit des Gartens unterstreichen. Das Areal erinnert somit weniger an einen früheren Herrschersitz – sondern lässt Sie in das Leben der Menschen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts eintauchen. Ein interessantes Ausflugsziel, das viel Wissenswertes über die damalige Zeit bereithält.
Zudem befinden sich auf dem gesamten Gelände zahlreiche Möglichkeiten zum Spiel und zum Zeitvertreib für Kinder. Darüber hinaus dürfen in einem Park die Tiere nicht fehlen. Doch hier, wo einst mächtige Hirsche und starke Wildschweine die Tiefe des Waldes zur Flucht vor den königlichen Jägern suchten, sind es heute überwiegend die Vögel, die bewundert werden können: Fasane und Schwäne bewohnen den Park und werden dort in diversen Arten gezüchtet. Mit etwas Glück können Sie sogar einen Pfau antreffen. Daneben sind es die Insekten, die nicht nur zum Wohlergehen der Pflanzen und Gewächse des Gartens beitragen, sondern die hier zugleich einen köstlichen Honig entstehen lassen, der in den Einrichtungen des Parks erworben werden kann. Ein kulinarisches Souvenir, das an einen schönen und erinnerungswürdigen Tag am Schloss Schönbusch erinnert.
Die Freizeit in einer kunstvollen Welt verbringen
Der Park ist reich an Details und sympathischen Kuriositäten. Alles hier ist durch Menschenhand entstanden, durfte sich über zweieinhalb Jahrhunderte hinweg entwickeln und wurde durch den Stil jeder Epoche geprägt. So lassen sich Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturen finden, bei denen die Sphinx aus Ägypten ebenso wenig fehlen darf wie der Aussichtsturm, der einem Leuchtturm der englischen Küste nachempfunden ist. Verändert hat sich auch das flache Gelände, das im Laufe der Zeit um künstliche Hügel erweitert wurde. Als Besucher können Sie an diversen Ecken des Gartens auf liebevolle Details stoßen, die einen leicht verspielten Charakter besitzen – und die stets mit Augenzwinkern zu betrachten sind.
Möchten Sie mehr über die Geschichte des Schlosses Schönbusch und der Entwicklung seines Parks erfahren, sei Ihnen die Dauerausstellung empfohlen, die alle dabei aufkommenden Fragen beantwortet. Hier können sogar mehrere Modelle betrachtet werden, die den Garten in seinem ursprünglichen Zustand zeigen oder die einige der Einrichtungen nachbilden, die sich in früheren Jahrhunderten dort finden ließen. Denn Schönbusch war immer auch ein Spiegel der Gesellschaft, die ihre freien Tage oft und gerne hier verbrachte. Der Vorläufer eines modernen Freizeitparks also, der sich an Erwachsene ebenso wie an Kinder richtete – und der neben der Möglichkeit des Zeitvertreibs immer auch einen naturverbundenen Rückzugsort bot, der ein Entspannen vom anstrengenden Alltag in der Stadt erlaubte.
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