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Im Interview mit Rebecca Kunz: über Ernährung, Nachhaltigkeit und ihren Besuch einer Mandelfarm in Kalifornien


Mandelblüte

Egal ob Marzipan, Süßigkeiten oder Gebäck - Mandeln sind echte Superfoods und in vielen Lebensmitteln enthalten. Im Interview sprach Rebecca Kunz aus Niedernberg mit uns über interessante Mandelfakten.


Frau Kunz, vielen Dank dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten! Stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Leserinnen und Lesern vor.

Ich heiße Rebecca Kunz, bin 30 Jahre jung und komme aus dem schönen Niedernberg. Ich bin eine lebensfrohe, naturliebende, kochwütige, sportbegeisterte Frau, die Spaziergänge im bunten Herbstlaub genauso liebt wie einen faulen Tag zuhause. Ein aufrichtiges Lächeln, italienisches Eis, Nachhaltigkeit in allen Lebenslagen und die Berge machen mich wahnsinnig glücklich. Ich bin studierte Oecotrophologin und habe eine Weiterbildung als Stresscoachin absolviert. Seit mittlerweile 8 Jahren bin ich mit meiner Praxis für Ernährungsberatung und -therapie „Die Kunz der Ernährung“ in Niedernberg selbstständig.

Vor einem Jahr haben Sie eine Mandelfarm in Kalifornien besucht. Was hat Sie bei der Besichtigung am meisten überrascht?

Am meisten hat mich beeindruckt, wie leidenschaftlich sich die Farmer in Kalifornien für Nachhaltigkeit einsetzen und wie clever viele ihrer Methoden sind. Mein größter Aha-Moment war, als ich erfuhr, dass Mandeln tatsächlich ein „Zero-Waste-Produkt“ sind. Ja, richtig gehört! Von der Pflanze bis zur Hülle wird alles verwertet:

  • 1. Der Star der Show: Natürlich der Mandelkern, der als köstlicher Snack oder Zutat auf unseren Tellern landet.
  • 2. Die Schale: Sie dient als Einstreu für Tiere – also quasi ein gemütliches Bett für Kuh & Co.
  • 3. Die Hülle: Ein perfektes Futtermittel für Kühe, das den Einsatz klassischer Futtermittel reduziert. Weniger klassische Futtermittel bedeuten weniger Anbaufläche und weniger Wasserverbrauch – ein echter Doppelgewinn!
  • 4. Der Baum selbst: Nach etwa 25 Jahren Lebenszeit wird der alte Mandelbaum gehäckselt und als organischer Dünger dem Boden zugeführt. Das steigert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern bindet auch eine Menge CO² im Boden. Win-win!

Mandelkern mit Schale und Hülle

Sprich, das Wasser und die Ressourcen, die in die Mandelproduktion fließen, gehen am Ende nicht nur in eine Handvoll Mandeln, sondern gleich in vier Produkte! Forscher tüfteln sogar daran, wie die Mandelhülle, aufgrund ihres hohen Ballaststofgehaltes, auch für uns Menschen als Lebensmittel taugt.

Was macht Mandeln so gesund?

Mandeln sind kleine Kraftpakete! Schon 30 Gramm – das sind etwa eine Handvoll – stecken voller guter Nährstoffe: 6 Gramm pflanzliches Eiweiß, 4 Gramm Ballaststofe, 9,5 Gramm gesunde ungesättigte Fettsäuren und ungefähr 60 % der empfohlenen Tagesdosis an Vitamin E. Und das Beste? Durch die Mischung aus Fett und Eiweiß machen Mandeln gut satt und sind ein super Snack, um dem Nachmittagstief und Heißhunger vorzubeugen.

Welche nachhaltigen Praktiken haben Sie bei den Mandelfarmen beobachtet, die weniger bekannt sind?

Es gibt noch viele Missverständnisse über den Mandelanbau – leider eher negativ geprägt. Da hört man oft was über hohen Wasserverbrauch, Monokulturen und Bienensterben. Aber die kalifornischen Mandelfarmer setzen auf eine Vielzahl nachhaltiger Praktiken, um diese Herausforderungen anzugehen.

Was sind die größten Missverständnisse, die Menschen über den Wasserverbrauch und die Umweltbelastung durch Mandelanbau haben?

Ein großes Missverständnis ist, dass Mandeln besonders verschwenderisch mit Wasser umgehen würden. Natürlich brauchen sie Wasser – wie alle Pflanzen. Doch bei der Mandel gibt es eine Besonderheit: Sie ist reich an gesunden Fetten und Proteinen, und genau dafür braucht die Pflanze besonders viele Nährstoffe, die über das Wasser aufgenommen werden. Für die Produktion von Fetten und Proteinen wird einfach mehr Energie und Nährstoffzufuhr benötigt als für Kohlenhydrate oder Zucker. Also steckt in jeder Mandel ein ordentlicher Kraftaufwand, der sich aber in den Nährstoffen bezahlt macht.


eigener gepflanzter Mandelbaum

Kalifornien selbst bietet eigentlich ideale Bedingungen für den Mandelanbau, denn das mediterrane Klima dort – mit milden Wintern und heißen, trockenen Sommern – ist optimal für die Mandelbäume. Allerdings bedeutet das auch, dass im Sommer fast alle Pflanzen auf zusätzliche Bewässerung angewiesen sind. Früher wurden die Felder dafür geflutet, was eine Menge Wasser verbraucht hat. Heute sind rund 83 % der kalifornischen Mandelfarmer auf Mikrobewässerung umgestiegen, die das Wasser direkt zu den Wurzeln bringt und Verdunstungsverluste minimiert.

Und wichtig zu wissen: Das Wasser, das in die Mandelbäume fließt, kommt am Ende nicht nur den Mandeln selbst zugute, sondern auch der Schale, der Hülle und schließlich dem Baumstamm, der nach seinem Lebenszyklus gehäckselt und als Dünger und zur Verbesserung der Wasserspeicherkapazität dem Boden zurückgeführt wird.

Dank dieser fortschrittlichen Techniken ist es den Farmern gelungen, den Wasserverbrauch zwischen 1990 und 2010 um 33 % zu senken. Bis 2025 streben sie eine weitere Reduktion um 20 % an, und haben bereits 15 % davon erreicht. Schritt für Schritt arbeiten die kalifornischen Mandelfarmer also daran, die Wassernutzung immer weiter zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Nachhaltigkeit Schritt für Schritt.

Wie beeinflusst der Mandelanbau die Bienengesundheit, und welche Maßnahmen werden ergriffen, um diese zu schützen?

Mandelbäume brauchen Hilfe bei der Bestäubung – sie sind sogenannte Fremdbefruchter und sind darauf angewiesen, dass fleißige Insekten den Blütenstaub von einer Pflanze zur nächsten bringen. Aus diesem Grund arbeiten die Mandelfarmer eng mit Imkern zusammen, die während der Blütezeit Bienenvölker in die Mandelhaine bringen. Diese Praxis nennt man Wanderimkerei.


Mandelplanatage

Die Wanderimkerei wird manchmal kritisch gesehen, da die Bienenvölker dafür über längere Transportwege in spezielle Bestäubungsregionen gebracht werden müssen. Solche Transporte können für die Bienen stressig sein, weshalb die kalifornischen Mandelfarmer häufig Imker aus der näheren Umgebung beauftragen, um die Belastung für die Bienen so gering wie möglich zu halten. Zusätzlich legen sie Wert auf bienenfreundliche Anbaumethoden: Zwischen den Baumreihen werden Blühstreifen angelegt, die den Bienen zusätzliche Nahrung bieten, und auch blühende Bodendecker werden gezielt gepflanzt. Diese Maßnahmen fördern nicht nur die Bienengesundheit, sondern auch die Schädlingsbekämpfung, da die Blühstreifen Lebensraum für Nützlinge wie Marienkäfer bieten, wodurch der Einsatz von Insektiziden reduziert werden kann. Gleichzeitig wird so die Artenvielfalt gefördert und die Bodenqualität verbessert. Ein weiterer Vorteil für die Bienen ist die Mandelblüte selbst: Sie ist eine frühe und nahrhafte Nahrungsquelle im Jahr und versorgt die Bienen mit allen zehn essenziellen Aminosäuren, die sie für eine ausgewogene Ernährung benötigen. Der Mandelblütennektar enthält zudem Amygdalin, das Bienen vor Viren und Parasiten schützt, die sie befallen könnten. Diese Schutzfunktion durch Amygdalin schaft eine natürliche Synergie zwischen den Bienen und den Mandelbäumen – eine perfekte Win-Win-Situation, bei der die Bienen gesund bleiben und die Mandelbäume eine erfolgreiche Bestäubung erhalten.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Mandelanbau?

Ich denke mit die größte Herausforderung sind der Klimawandel und die dadurch zunehmende Wasserknappheit in Kalifornien. Mit steigenden Temperaturen wird die Wasserfrage für alle – Menschen und Pflanzen – immer drängender. Die Farmer arbeiten jedoch daran, immer efizienter mit Wasser umzugehen und die Umweltauswirkungen weiter zu reduzieren.

Gibt es bestimmte Zertifizierungen oder Labels, auf die man achten sollte, wenn man nachhaltige Mandeln kaufen möchte?

Alle Mandelfarmer in Kalifornien, die für den kommerziellen Verkauf anbauen, sind Mitglied im Almond Board of California (ABC). Das ABC investiert viel in Forschung und Nachhaltigkeit und entwickelt verantwortungsvolle Anbaupraktiken ständig weiter. Zwar gibt es keine speziellen Zertifizierungen oder Labels, aber kalifornische Mandeln sind eine gute Wahl, weil die Farmer viele nachhaltige Praktiken umsetzen und sich aufgrund neuer Erkenntnisse und Forschungsergebnisse laufend verbessern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Landwirtschaft im Hinblick auf nachhaltige Praktiken und der globalen Mandelnachfrage?

Die Zukunft der Landwirtschaft hängt für mich von Forschung und Innovation ab. Je mehr wir über nachhaltige Anbaumethoden lernen, desto besser können wir den Wasserverbrauch und den CO²-Ausstoß reduzieren. Da die pflanzenbetonte Ernährung aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen weiterhin sehr beliebt und auch sinnvoll ist, bin ich überzeugt, dass auch die Mandel hoch im Kurs bleiben wird, als ein Nährstoffreiches, pflanzliches Lebensmittel, das unglaublich vielseitig eingesetzt werden kann.

Liebe Frau Kunz, vielen Dank für das interessante Gespräch! // Fotos: © Rebecca Kunz


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