- Anzeige -
Zurück

Interview zum Filmdreh "Mord unter Franken" - Sympathischer Traditionsbruch: Es ist nicht der Gärtner.

Mitten in den Dreharbeiten zu ihrem Film „Mord unter Franken“ steckend, nahmen sich Schauspielerin und Drehbuchautorin Simone Wagner und Produzent Thorsten Marks Zeit um über ihren Film zu sprechen. Das sympathische Duo spricht über die deutsche Filmwelt, Tatort-Traditionen, sowie die persönliche Beziehung zu dem Drehort Aschaffenburg.

War es Ihr immerwährender Traum Schauspielerin zu werden, Frau Wagner?

S. Wagner: Ja, das war es schon immer. Und wenn ich meiner Mama glauben kann, dann schon seit meinem 4. Lebensjahr. Ich weiß allerdings nicht, woher es kommt. Als Kind hab ich schon gesagt: „Ich mach das, was die da im Fernsehen machen: Verkleiden.“ Also habe ich direkt nach der Schule das Schauspielstudium absolviert, in Kurzfilmen und in vielen Theaterstücken mitgespielt. Ich wollte nie etwas anderes machen. Die einzige Alternative zur Schauspielerei war die Gerichtsmedizin oder Pathologie, was zu unserem Film ja passt.

Wie war Ihr Einstieg in die deutsche Filmwelt? Kann überhaupt von einer deutschen Filmwelt sprechen?

S. Wagner: Der deutsche Film wird verkannt. Wenn man deutscher Film sagt, dann denkt man halt immer entweder an „Zweiohrküken“ oder an das klassische „Tatort“. Im Endeffekt muss man aber bedenken, dass der deutsche Film mehr ist, als nur die Til-Schweiger-Filme: Es gibt wahnsinnig viele deutsche Filme, die nur in Programmkinos laufen. Das ist schade, weil teilweise wirklich sehr gute Produktionen mit tollen, deutschen Schauspielern dabei sind, die niemand kennt. Es ist schade, dass das Kinopublikum den Deutschen nicht zutraut einen guten Film zu machen.
T. Marks: Man muss aber auch sagen, dass der deutsche Film immer besser wird. Wenn man die Filme von vor 5 – 7 Jahren vergleicht mit dem was heute abgeliefert wird, hat das Ganze eine höhere Qualität. Unabhängig von der Story, wächst mit jeder Produktion der Aufwand der Effekte, Einstellungen, Materialien usw. Es ist aber generell eher schwer sich über das Image des deutschen Films hinwegzusetzen. In vielen Augen ist deutscher Film leider mit Qualitätsmängel gleichzusetzen. Wenn man die Filme lobt, tun es die meisten mit einer Einschränkung: „Für einen deutschen Film war es ganz gut“. Der Vergleich mit Hollywood-Produktionen ist an sich gar nicht schlecht, solange er nicht nur darauf abzielt den deutschen Film in den Dreck zu ziehen. Die Deutschen tun sich halt leider manchmal etwas schwer, sich selbst zu feiern.
S. Wagner: Unsere Idee war etwas Eigenes und Originelles zu machen und damit in den deutschen Film einsteigen. Gleichzeitig wollen wir den Film aber nicht so bierernst und bieder gestalten.

Was können Sie von Ihrem Film verraten?

S. Wagner: Eigentlich fast alles. Außer wer der Mörder ist.
T. Marks: Wir brechen aber die Tradition, denn es ist nicht der Gärtner.
S. Wagner: Es wird eine Leiche im Schöntal-Park gefunden. Ein ungleiches Polizeiduo ermittelt in den Provinzen um Aschaffenburg. Es geht um den katholischen Glauben, Pathologie, Polizei. Ein paar skurrile Figuren sind Teil der Geschichte: Ein Pathologe, genannt die Gazelle. Wir haben einen Polizeichef, der von München nach Aschaffenburg versetzt worden ist und dem das eigentlich gar nicht so schmeckt. Da bediene ich mich natürlich 2 – 3 sympathischen Klischees, aber ich bin auch ein Freund von Klischees. Mag vielleicht daran liegen, dass ich aus dem Theater komme. Insgesamt hast du zwar einen Krimi, aber auch schöne Momente zum Schmunzeln.

Das Drehbuch stammt von Ihnen Frau Wagner?

S. Wagner: Ja, das Drehbuch habe ich selbst geschrieben. Es ist eine kleine Hommage an Aschaffenburg, meinen Lebensmittelpunkt. Wenn man die Stadt kennt, die Schauplatz der Geschichte ist, passiert es automatisch, dass man Persönliches einfließen lässt. Es ist nicht so, dass ich dagesessen und drüber nachgedacht habe was ich für persönliche Eindrücke von Aschaffenburg einbauen könnte. Nein, das passiert ganz automatisch. Wenn man anfängt zu schreiben, fließt es einfach mit ein. Man merkt erst im Nachhinein was alles drinsteckt.

Wie sind die Dreharbeiten an sich und wie ist es in Aschaffenburg einen Film zu drehen?

T. Marks: Manches ist leichter als erwartet, manch anderes stellte sich doch als aufwändiger heraus, als am Anfang gedacht. Was die Drehgenehmigungen angeht waren die Stadt und die Ämter superkooperativ. Natürlich liegt der Vorteil darin, dass es von Aschaffenburgern gemacht wird. Es ist schön zu wissen, dass uns keine Steine in den Weg gelegt werden. Wir mussten das Projekt nicht vielen wirklich verkaufen, es sind eher Menschen mit Unterstützung auf uns zugekommen. Du brauchst Rückhalt und Interesse von den Leuten, damit das Ding auch was wird.
S. Wagner: Wir machen noch keine große Welle um den Film, aber es ist ein Selbstläufer. Viele Menschen kommen auf uns und bieten ihre Unterstützung an. Es ist schön zu sehen, dass wir diesen Rückhalt haben. Diese Welle ist jedoch manchmal etwas unheimlich, man möchte den Zuschauer nicht enttäuschen. Zu große Erwartungen können eine schöne Sache zerstören. Das möchten wir natürlich nicht.

Sie stehen nicht nur als Schauspielerin vor der Kamera, sondern auch als Produzentin dahinter. Wie bewältigen Sie diese Doppelbelastung?

S. Wagner: Es ist definitiv eine Doppelbelastung, aber es macht Spaß. Die ganzen Emotionen machen das Projekt unglaublich spannend. Der Druck ist schon enorm, aber ich kann nachts noch ruhig schlafen. Das geht noch. Ich habe aber auch irgendwann überlegt: Würdest du es nochmal machen? Und die klare Antwort ist ja.
T. Marks: Die Doppelbelastung ist eben die Herausforderung. Bei uns gibt es viele Doppelbesetzungen. Offiziell bin ich Co-Produzent, aber ich helfe auch hinter der Kamera aus und werde zusammen mit unserem Kameramann Sebastian Löffler die Post-Production übernehmen. Man kann die Aufgaben also nicht so klar trennen, wie bei größeren Produktionen. Wir sind 30 – 40 Leute und ziehen alle an einem Strang.
S. Wagner: Jetzt wo wir ungefähr in der Mitte unserer Arbeit angekommen sind, kann man sagen, dass es super läuft. Klar gehören Meinungsverschiedenheiten dazu, aber durch das gemeinsame Gespräch wissen wir im Endeffekt, dass es ein echt guter Film wird. Es ist schön zu sehen wie ein erträumtes Projekt Formen annimmt: Was im Drehbuch steht ist nicht lebendig. Leben kriegt das Ganze erst durch die Schauspieler, Kamera, Musik, Post-Production. Jeder Einzelne gibt dem Film ein Stück Leben, damit der Zuschauer das Gefühl verspürt mittendrin zu sein. Das ist schön.


Gepostet in:
- Anzeige -