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Die Stiftskirche Aschaffenburg - Ein beeindruckender Bau im Herzen der Stadt

Gelegen auf einem Hügel mitten im Stadtzentrum gehört die Stiftskirche St. Peter und St. Alexander ebenso zum Stadtbild wie das Schloss. Sie ist mit beeindruckenden 1062 Jahren auf dem Buckel das älteste Bauwerk in Aschaffenburg und schultert eine wechselhafte und reiche Geschichte. Etliche Generationen von Bauherren, Architekten, Handwerkern und Künstlern haben ihr heutiges Erscheinungsbild geprägt und über die Jahrhunderte einen immensen Reichtum an Kulturgütern und Kunstwerken zusammengetragen. Jede Bauphase gewährt uns Einblick in die Glaubensfragen der jeweiligen Zeit und erzählt faszinierende Geschichten von Menschen aus vergangenen Jahrhunderten.

Peter und Alexander, nicht Peter Alexander

Auch wenn uns der Name des berühmten Entertainers heute geläufiger erscheinen mag, hat er mit der Stiftskirche wenig zu tun. Bei den Namenspatronen der Kirche handelt es sich um zwei Personen, die vor fast 2000 Jahren zu den ersten Christen zählten. Der Heilige Peter, zu Lebzeiten bekannt als Simon Petrus, wird von der römisch-katholischen Kirche als erster Bischof von Rom angesehen, der von Jesus selbst ernannt wurde. Seine Nachfolger werden von gläubigen Katholiken als Päpste bezeichnet und erfahren von ihnen Verehrung als oberste Leiter, Lehrer und Richter der Christenheit. Andere christliche Kirchen lehnen diesen Anspruch ab, so hat die anglikanische Kirche etwa den Kopf des englischen Königshauses als Oberhaupt und die orthodoxe Kirche die Patriarchen. Bei dem zweiten Patron der Stiftskirche handelt es sich um Alexander I., der als sechster Bischof von Rom die Nachfolge von Simon Petrus antrat.

Stiftskirche? Welcher Stift eigentlich?

Im Falle der Stiftskirche handelt es sich beim Stift nicht um das praktische Schreibutensil, sondern um eine Stiftung. Derartige Geschenke an die katholische Kirche waren eine weit verbreitete Praxis des Mittelalters und die Stifter in der Regel Könige, Herzöge oder andere vermögende Adelige, die mit diesen Bauten in ihr Seelenheil investierten. Keine schlechte Anlage, wenn man bedenkt, dass diese Investition im Idealfall vor der Hölle schützt. Die Gründung des Stifts St. Peter und St. Alexander geht auf Herzog Liudolf von Schwaben, Sohn des Kaisers Otto I., und seine Frau Ida von Schwaben zurück. Diese riefen um das Jahr 950 herum am heutigen Standort der Kirche eine klosterähnliche Gemeinschaft von Weltpriestern ins Leben. Anders als Ordenspriester unterstehen diese keinem Orden, sondern der Diözese, also einer geografischen Organisationseinheit der Kirche. Nach Ableben der Gründer übernahm ihr Sohn Otto von Schwaben und Bayern die Verantwortung und machte aus der Priestergemeinschaft eine Kirche. Nach seinem Tod 982 vermachte er die Kirche und angrenzende Gebäude dem Mainzer Erzbischof Willigis. Für ein knappes Jahrtausend blieb der Stift im Besitz der Mainzer und erst 1814 wurde sie Teil des Bistums Würzburg, dem sie auch heute noch angehört.

Jahrhunderte des Wandels

Die heutige Erscheinung der Kirche mit dem charakteristischen Turm und seinem oktogonalen Oberbau wurde weitestgehend im 16. Jahrhundert geprägt. Dennoch finden sich bei einem Gang durch den Bau auch deutlich ältere Abschnitte. So stammt das spätromanische Hauptportal aus den Jahren um 1220 und nur wenig jünger ist die vorgelagerte Arkadenhalle. Auch der beeindruckende Kreuzgang mit seinen 64 Kapitellen ist ein Zeugnis dieser Zeit. Dieser hufeisenförmige Kreuzgang verbindet die Kirche mit den angrenzenden Stiftsgebäuden, die heute unter anderem das Stiftsmuseum beherbergen. Ältester Teil der heutigen Kirche ist das von Westen nach Osten ausgerichtete Langhaus aus dem 12. Jahrhundert. Die Stiftskirche erlitt bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden, die zu Wiederherstellungsarbeiten bis 1957 führten.

Trotz der Beschädigungen ist ein großer Teil der beeindruckenden Innenausstattung erhalten geblieben. Das älteste Stück ist das Aschaffenburger Triumphkreuz aus dem 10. Jahrhundert. Es zeigt einen gekreuzigten Jesus mit klaffender Wunde an der Seite, dessen Haare wie die Klauen eines riesigen Vogels auf seinen Schultern ruhen. Ein kunstgeschichtlicher Höhepunkt ist die Beweinung Christi, das letzte vom berühmten Renaissancemaler Matthias Grünewald geschaffene Werk. Der in der Stiftskirche erhaltene Teil eines ursprünglich als Altar gedachten Ensembles zeigt den toten Körper Christi. Die Leichenblässe deutlich sichtbar und die Augen kalt und stumpf. Eindringlich, intensiv und direkt, mit Ausschmückungen an den richtigen Stellen und der Fähigkeit, eine eigene Atmosphäre zu erzeugen: ganz so, wie der Bau selbst.

Sehenswert auch ohne Gottesdienst

Die Stiftskirche ist Teil der Pfarreiengemeinschaft St. Martin und als solcher finden dort bis heute aktiv Gottesdienste statt. Diese Rituale bieten interessante Möglichkeiten, um die Kirche zu bestaunen, doch auch ohne einen Priester am Altar ist der Besuch möglich. Eine Besichtigung lohnt sich sehr und gibt Einblick in einen faszinierenden Teil von Aschaffenburg.


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