Vegetarismus - Ist die fleischlose Ernährung tatsächlich ein Weg zum gesünderen Leben?
2009 bezeichneten sich rund 6,29 Millionen Menschen in Deutschland als Vegetarier. In den folgenden Jahren stieg die Zahl auf das historische Hoch von 6,88 Millionen im vergangenen Jahr 2013. Genaue Daten für das aktuelle Jahr sind noch nicht erfasst. Doch Ernährungsexperten sind sich sicher, dass die 7-Millionen-Grenze geknackt wurde: Die vegetarische Ernährung und Lebensweise kriegt immer mehr Zuspruch in unserer Gesellschaft. Doch sind Vegetarier wirklich gesünder? Führt der Verzicht auf Fleisch tatsächlich zu einem gesünderen Leben?
Von einigen moralischen Schwierigkeiten abgesehen, ist der Verzehr von Fleisch dem Menschen absolut natürlich. Problematisch ist hier allerdings das Streben der Massentierhaltung und der modernen Landwirtschaft, eine maximale Menge an Fleisch, Milch und Eiern so schnell und günstig wie möglich zu produzieren. Selbstverständlich muss das bei minimaler Platzanforderung geschehen, welche die Ursache für eine höhere Ansteckungsgefahr der Tiere darstellt. Kranke Tiere können meist aus Kostengründen nicht behandelt werden. Da der Kontakt zu den gesunden Tieren weiterhin besteht, ist die Gefahr einer Streuung von gefährlichen Keimen erhöht. So ist die Übertragung von Viren und Giftstoffen durch Fleisch aus der Massentierhaltung so groß wie noch nie zuvor. Der massive Einsatz von Antibiotika in der Geflügelzucht hat hochgefährliche Nebenwirkungen für den Konsumenten. Die Tierschützer vom „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ haben in deutschen Supermärkten in jedem zweiten Hähnchenprodukt resistente Bakterien entdeckt. Bei zehn von 20 Proben wiesen die Umweltschützer MRSA- oder ESBLproduzierende Keime nach. Diese Stoffe können beim Menschen dazu führen, dass sich Resistenzen gegen Antibiotika bilden: Ein infizierter Patient reagiert somit nicht mehr auf gängige Antibiotika und ist schwerer behandelbar. Zudem kann übermäßiger Fleischkonsum zu Herz- und Krebsleiden führen; die Gefahr an Osteoporose, Gicht, Rheuma, Bluthochdruck, sowie Adipositas zu erkranken ist ebenso erhöht. Ist eine fleischlose Ernährung aber die Alternative? Leben Vegetarier wirklich gesünder als Fleischesser?
Ja, die meisten Vegetarier leben gesünder. Der Verzicht auf Fleisch alleine macht aber nicht gesund: Es ist vielmehr die bewusstere Lebensweise, die ausschlaggebend ist. Viele Vegetarier verzichten auf Tabak, trinken seltener Alkohol und achten auf ausreichende Bewegung. Zudem spielen Ruhepausen in ihrem Alltag eine wichtige Rolle; ihr Körperbewusstsein ist im Allgemeinen größer. So ist die vegetarische Ernährung mit einer bewussten Entscheidung verknüpft, etwas für seine Gesundheit zu tun. Dazu gehört nicht nur eine ausgewogene Ernährung, sondern ausreichend Bewegung und Entspannung. Bei der Ernährung ist auf die Zufuhr von Eisen, Vitamin B12, sowie Calcium und Zink zu achten. Da durch verarbeiten und erhitzen viele Vitamine verloren gehen können, sollte mindestens ein Drittel der täglichen, vegetarischen Nahrung aus Rohkost, Salat und Obst bestehen. Regelmäßiger Sport oder zumindest ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, sorgen zusätzlich für ein besseres Wohlbefinden des Körpers und des Geistes.
Auch wenn man aus gesundheitlichen Gründen am gemäßigten Fleischkonsum nichts aussetzen kann, ist es fraglich in welchem Ausmaß dieser in der heutigen Gesellschaft stattfindet. Zu Omas Zeiten war der Fleischkonsum durch den Ertrag der Viehzucht geregelt: Fleisch kam oft nur einmal in der Woche auf den Tisch. Zudem kam das Fleisch meistens aus der eigenen Scheune oder vom ortsansässigen Metzger und war beinahe frei von chemischen Fremdstoffen. In den 1950er Jahren lag der Fleischverzehr pro Kopf noch unter 30 kg. Heute isst der durchschnittliche Deutsche mehr als 5-mal in der Woche Fleisch und verzehrt so über 65 kg Fleisch im Jahr. Derzeit werden pro Jahr ca. 300 Millionen Tonnen Fleisch produziert. Die Fleischindustrie steht somit vor der Herausforderung eine extrem hohe Nachfrage befriedigen zu müssen. Dies geht nur in der maschinellen Massentierhaltung und dass hier die Qualität oft genug nicht stimmt, bekommen wir alle häufig genug mit. Man muss nur einfach die Augen öffnen.
Im Allgemeinen hängt die Antwort auf die Vegetarismus-Debatte mit den gesellschaftlichen Umständen sowie dem Konsum zusammen: In einer Gesellschaft ohne Massentierhaltung, sowie der ausgewogenen Ernährung des einzelnen Bürgers ist ein gemäßigter Fleischverzehr absolut natürlich. So wie die Dinge allerdings aktuell aussehen, muss man aber tatsächlich sagen, dass die vegetarische Lebensweise wohl eine gesündere Alternative ist. Wie man leben und sich ernähren möchte, entscheidet aber jeder zum Glück noch selbst. (km)
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